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21. Februar 2013

Fakten vom Filmset - uund bitte!




Eine ganze Spielplatzhälfte musste kurzfristig vom Schnee befreit werden! Schaut mal - der ganze Hintergrund ist voll von dem weißen Zeug, und auf dem Bild davor sieht man fast nichts davon! > Continuity




Name: Fürchtet euch nicht!
Drehbuch, Regie:  Marc André Misman
Drehteam: ~18
Schauspieler: <16
Drehdauer: 6 Tage + 1 Tag Nachdreh
Geplante Filmlänge: ~12-15 min
Um was geht's? Als Heilige Drei Könige gekleidet ziehen drei junge Sternsinger von Tür zu Tür. Doch statt der erhofften Spenden ernten sie nur Spott und Ablehnung. Als ihnen zwei Rabauken die kärgliche Kollekte entwenden, wird der Zusammenhalt der Gruppe auf die Probe gestellt. Im Kern dreht sich der Film um die Themen Erwachsenwerden, Idealismus, Verantwortung und Freundschaft. „Fürchtet euch nicht!“ erzählt in tragikomischem Tonfall eine Abenteuergeschichte um drei Kinder an der Schwelle zum Teenager-Alter. [aus der Pressemappe zum Film]

Nutzen/Ziel: Es ist der Abschlussfilm des Regisseurs, der an der HBK Saar KD und MAaD studierte und nun den Abschluss im Zusatzstudium AudioVisuelle Medien in Köln macht. Der Film soll in vielen Festivals eingereicht werden, und möglicherweise im TV laufen.
Meine Postition: Settonassistenz - Ton des Filmes aufnehmen, angeln, assistieren ... mit Türen knallen, Klingeln betätigen, Atmos aufnehmen [alles für satten, realistischen, lebendigen Ton, der in der Postproduction gemischt wird]
Ansonsten war ich gerne das Klappenmädchen, und helfende Hand bei allem was so anstand.



Fakten:
# Der Aufbau eines kompletten Sets ist total aufwändig und zeitintensiv. Die meiste Zeit ging auf den Umbau des Sets drauf. Da jede Szene mehrere Einstellungen hat, muss die Kamera und das Licht immer wieder neu ausgerichtet werden, die Schauspieler im Bild positioniert werden, das Bild durch Objektivwechsel, Stative, Ausleuchtung, Requisiten .. gestaltet werden. Falls sich die Schauspieler in der Einstellung von hinten nach vorne bewegen sollen, müssen noch die Schärfen für die Kamerassistenz markiert werden, damit sie die Schärfe im Dreh mitziehen kann.
# Für jede Einstellung werden mindestens 10 Takes benötigt. Vor allem anfangs, wenn der Regisseur noch nicht unter Zeitdruck steht. [In dieser Woche habe ich 'Kommet ihr Hirten' sicher über 50 mal gehört]
# Nach jedem Take, werden Korrekturen vorgenommen. Solange bis der Regisseur aus 100%ger Überzeugung sagt: DIE KAUF ICH! - Hängt natürlich vom Regisseur ab.
# Regisseure müssen sehr viel reden.
# Am Set wird eine andere Sprache gesprochen. Jeder Bereich sei es Ton, Beleuchtung oder Bild hat eigene Fachbegriffe, Werkzeuge und Kürzel. Im Dreh findet alles Zusammen.
# Der Ton ist immer im Weg, oder steht im Bild. Immer. Seien es Kabel, Angeln, Tonleute, oder alles zusammen.
# Tonmenschen dürfen genauso lange schlafen wie die Schauspieler. Sie werden erst zuletzt eingerichtet, und würden sonst nur rumstehen und stören.
# Wenn der Regisseur noch einen Take haben möchte, keine Korrektur vornehmen kann, aber trotzdem einen Grund braucht, dann war der Ton scheiße. Ich sag ja .. immer ist es der Ton. :D
# 4 Lagen Kleidung bringen nichts bei -5 bis 2°C. Es war arschkalt. Wir haben durchschnittlich von halb 9 morgens bis 7 abends gedreht. An den meisten Tagen nur draußen oder in unbeheizten Hausfluren. Es war arschkalt. Ich kanns nicht oftgenug sagen :D Man hat während den Tagen regelrecht eine Angst gegen Kälte entwickelt ...
# Am Filmset wird sehr lange gestanden, gewartet. geschleppt. Am Ende eines Tages machte sich das in den Füße, Beinen und vorallem im Nacken und den Schultern bemerkbar, die Kälte verstärkte die Belastung zusätzlich.
# Man sollte volle, UNgesicherte Speicherkarten nicht formatieren! [Ein Kamerassistent hatte ausversehen Material aus 2/3 Einstellungen gelöscht, was den Drehtag um ne Stunde verlängerte, ... draußen]
# Es wurden mehr als 60 Speicherkarten voll. [Rotationsprinzip] - mehr als ein Terabyte Daten.
# Wir drehten in 4K Raw mit einer RED Mysterium X
# Der Kippenbedarf bei Filmemachern steigert sich in der Produktion um sehr viele Prozent.
# Im Technikteam der Produktion war keine einzige Frau - außer ich. Frauen gab es nur unter den Maskenbildnern, Ausstattern und Kulissengestaltern.
# Es wurde fleißig geschossen. [gefilmt]
# Nachdem ein Schauspieler abgedreht ist, klatscht das ganze Team.
# Bei Aufnahmen in Hausfluren wurde es richtig richtig eng.  Nicht selten befanden sich 5 Personen inklusive Kamera auf einem Quadratmeter.
# Obwohl keiner des Drehteams eine Gage erhiehlt, war das Engagement unbeschreiblich hoch! Respekt!
# Wenn der Film fertig geschnitten und finalisiert ist, findet erstmal eine Teamprimiäre statt. Ich freue mich so unbeschreiblich auf das Ergebnis, und das gemeinsame Anschauen. Denn die Leute wachsen einem nach den vielen stressigen und witzigen Momenten schon ans Herz!
# Vor einem Take: Wir machen uns drehbereit .... Kamera? ... läuft. Klappe? .... Danke. Set. - ... Und bitte! [Spiel.] Danke!
# Nach einem Take: Großes Durcheinander. Jeder löst Problemchen mit Kollegen. Regie mit den Schauspielern und dem Kameramann. Der Kameramann mit der Assistenz, der Regie und ggf. mit den Beleuchtern. Jeder mit Jedem - bis es wieder heißt: Achtung, wir machen uns drehbereit ... und Bitte!



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Ich hoff es hat ein paar von euch interessiert. :)
Für mich jedenfalls war es eine sehr sehr Erlebnis, und erfahrungsreiche Woche! Falls ihr selbst Bock habt hinter die Kulissen zu schauen, bewerbt euch doch als Komparsen/Statisten für Produktionen aus eurer Umgebung!
Es war richtig geil Teil eines solchen Projektes gewesen zu sein!
Und weil es so schön war, Kommet ihr Hirten .. als musikalische Deko des Posts ... Es passt einfach so gut. :D
ab 01:07 - So hat es sich ungefähr angehört. :)
haha was für ein Zufall, dass sie am Schluss rufen 'Fürchtet euch nicht! :D

8 Kommentare:

  1. uuuiii :O
    interessant, wie so was abläuft, vor allem die fakten find ich gut, weil man sowas ja in normalen "hinter-den-kulissen" dingern nicht gesagt bekommt... danke :)

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  2. Das war ja mal ein interessanter Einblick wie das am Set so abläuft. Danke, dass du uns teilhaben lässt :)

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  3. Danke erstmal für die lieben Worte, freut mich sehr (:

    Und das schaut echt interessant aus wie es so an einem Filset zu geht. Das mochte ich immer schon mal wissen. Ich wollte sogar mein Praktikum bei einem kleinen Filmstudio machen, hat aber leider nicht geklappt ...

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  4. Jetzt wo du es gesagt hast, habe ich im Spam mal nachgeschaut und Tatsache, da ist eine mail von dir!
    Wow danke schonmal für die ausführliche Mail! Ich schreibe die Tage mal zurück :)

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    1. haha gerne, bei sowas fällt es mir immer schwer mich kurz zu fassen, sry :D

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  5. super interessant! =)

    allerliebste grüße,
    HOLYKATTA

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  6. Sehr cool mal so einen Einblick zu bekommen! ich liebe soetwas! :)

    Ich werd in Thüringen "angewandte Kommunikations- und Medienwissenschaften" studieren.
    Also später bei medienproduktionen mitarbeiten oder im management/marketing bereich.
    Öffentlichkeitsarbeit ist halt auch mit drin :)

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  7. Interessante Perspektive! Danke für Deine Fakten. Gruß vom Toner, Krischan - www.krischall.de

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<><> HAU IN DIE TASTEN <><>